Money Management Hintergründe

WARUM RISIKO-UND MONEYMANAGEMENT?

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Einleitung

Um am Markt auf Dauer bestehen zu können, muss ein Risiko- und Money Management vom Anwender verstanden, akzeptiert und angewendet werden. Es ist hierbei nicht allein von Bedeutung seine Gewinne laufen lassen zu können, sondern vor allem seine Verluste in jeder Marktsituation begrenzen zu können.

Was wäre eine gute Definition fürs Risiko- und Money Management:

  • Konsequentes System der Verlustbegrenzung
  • Prinzipien und Methoden zum Kapitalerhalt insb. unter Beachtung von nicht vorhersehbaren Ereignissen
  • Positionierung des eigenen Kapitals, so dass Risiken begrenzt und Chancen genutzt werden können
  • Optimierung und Aufbau eines gleichförmigen Kapitalzuwachs unter Vermeidung von drastischen Kapitalrückgängen des eigenen Gesamtkapitals

 

Risikobetrachtungen

Risiko wird von vielen Anlegern in Verbindung mit Angst und Panik gebracht. Besser ist jedoch die Betrachtung des Risikos als messbare Wahrscheinlichkeit eines Verlustes. Es gibt sehr unterschiedliche Risikoformen, die für Investmententscheidungen eine Rolle spielen sollten. Hierzu gehören in absoluter Kurzform:

  • Inflationsrisiko: Das Risiko von Kaufkraftverlust ist ein Risiko, dass nachwievor direkten Einfluss z.B. auf die Entwicklung von Aktien, Schatzbriefen und Geldmarktpapieren und damit auch auf die Portfolioaufteilung haben sollte. Bei hohen Inflationsrisiken werden für gewöhnlich Verschiebungen in Sachwerte vorgenommen. Aktien gelten dabei als Unternehmensanteile und damit als Sachwerte.
  • Zinsrisiko: Steigende Zinssätze führen oft zu Wertverlusten bei Schatzbriefen und beeinflussen die Entwicklung von Aktien, da viele Anleger Verschiebungen der Portfoliogewichtung weg von Aktien hin zu festverzinslichen risikoärmeren Anlagen vornehmen. Zudem wird natürlich eine bessere Entwicklung der Unternehmensgewinne unterstellt, wenn die Refinanzierungskosten steigen. Die Zinsentscheidungen der Notenbanken gehören damit regelmäßig zu den am meisten beobachteten Entscheidungen am Markt.
  • Ökonomisches Risiko: Hier geht es um die Wahrscheinlichkeiten von Konjunkturabkühlungen oder gar Rezessionen. Ein Rückgang von Unternehmensergebnisse führt natürlich direkt zu niedrigeren Aktienkursen. Je nach Konjunkturzyklus werden Unternehmen auch nach Sektor betrachtet, und unterschiedlich konjunktursensibel reagieren. Zur Beobachtung entsprechender Marktentwicklungen gibt es sehr unterschiedliche Indikatoren. Schauen Sie sich hierzu insb. die Entwicklungen zu Lohnstückkosten, Exportvolumen, Kapazitätsauslastung, Arbeitslosenzahl, BIP, Konsumausgaben etc. an. Einen guten Überblick für Europa liefert beispielsweise: https://ec.europa.eu/eurostat/de/data/database
  • Politisches Risiko: Auch diese Verlustwahrscheinlichkeiten sind nie auszugrenzen, da bei politischen Umwälzungen und auch bei Änderung von steuerlichen Rahmenbedingungen hier oftmals Portfolioänderungen vorgenommen werden. Auch die Wahrscheinlichkeiten für steuerlich begünstigte Geschäftsmodelle sind einzurechnen.
  • Währungsrisiko: Werden Investitionen in anderen Währungen getätigt, so unterliegt Ihr Depotwert nicht nur den Schwankungen der Titel, sondern auch den Veränderungen der Wechselkurse.
  • Liquiditätsrisiko: Es besteht grundsätzlich die Möglichkeit, dass Investments sehr schnell verkauft werden müssen. In diesen Situationen sollte das Gesamtdepot so aufgeteilt werden, dass keine Beschränkungen durch nicht liquide Titel bestehen. Auch sollte sehr wohl überlegt sein, ob marktenge Titel überhaupt und in welchem Umfang im Portfolio aufgenommen werden.

Empfehlungen/Idee:

Diese Risikoarten sollten in der Betrachtung der Marktsituation einfließen und so genutzt werden, dass das eigene Vermögen geschützt wird. Bilden Sie sich eine eigene Marktmeinung und entwickeln Sie eine persönliche Handelsstrategie, die zu Ihnen passt. Bilden Sie sich z.B. eine gewichtete Matrix für alle Einzelrisiken, die in der Summe eine Chancen/Risiko-Bewertung darstellen kann. Die Kernaussage hierbei ist vor allem, schauen Sie nicht nur allein auf die Unternehmensgewinne. Dies wäre der Blick auf den Schwanz und nicht der Blick auf den Hund der mit dem Schwanz wedelt.

Diversifikation

„Das Verteilen des Risikos“ kann auf zwei Arten erfolgen:

  • Verteilung der Vermögenswerte auf verschiedene Anlageklassen (Assets) z.B. Aktien, Schatzbriefe, Edelmetalle, Geldmarkt etc.
  • Taktische Diversifikation nach Wirtschaftssektoren / Branchen. Hierbei wird versucht das Gesamtrisiko zu reduzieren und die Rendite zu erhöhen. Dies kann z.B. anhand von Konjunkturabhängigkeit oder auch entsprechend statistischer Methoden (Beta-Koeffizient) ­ erfolgen

Details zur Diversifikation möchte ich gerne in einen eigenen Artikel bzw. in den Teil II verlegen. Diversifikation mindert das Risiko, verhindert aber auch bei zu hohen Aufteilungen hohe Erträge. Zugpferde und damit Gewinn-Positionen sollten daher bei Erfolg abgesichert und unterfüttert werden. Titel die eine Underperformance zeigen, sollten aus dem Depot herausgenommen werden. Setzen Sie dabei auf die Leader, die Titel, die den Markt beherschen oder das deutlichste Momentum zeigen. Nachzügler zu traden, ist oftmals ein Geduldsspiel und zeigt nach meinen Erfahrungen eine geringere Gesamtperformance.

Wahrscheinlichkeit von Verlustgeschäften

Am Anfang eines Trades denkt man vor allem an den Gewinn, aber selten an den Verlust. Drehen Sie den Spieß um und denken Sie zunächst an den möglichen Verlust! Welches Risiko sind Sie dann bereit einzugehen für den angenommenen Gewinn?

An der Börse lernt man sehr schnell, dass Gewinn und Verlust sehr dicht beieinander stehen und schlimmer auch Verlustserien nichts Ungewöhnliches sind. Werden Sie in persönliche oder finanzielle Schwierigkeiten kommen, wenn eine Serie von 10 hintereinander liegenden Verlusttrades eintritt? Es geht hierbei vor allem, um die Fähigkeit dann handeln zu können, aber auch um die mentale Fähigkeit damit umgehen zu können. Werden Sie dann noch schlafen können oder abgeschwächt, würden Sie es Ihrem Partner erzählen können? Wie ist Ihre Wahrscheinlichkeit richtig zu liegen?

Unabhängig davon ob Sie es Ihrem Partner erzählen könnten. Sie müssen in dieser Situation essentiell finanziell noch handeln können! Dies erreichen Sie durch vorgelagerte einfache Rechnungen und Gedankenspiele, die den zunächst unwahrscheinlichen Fall dieser Verlustserie berücksichtigt.

Bei reiner Wahrscheinlichkeitsbetrachtung und der Unterstellung von 50%:50% von Verlustgeschäften (Münzwurf) ist die Wahrscheinlichkeit von 10 Verlusten in Folge lediglich bei 1:1000. Die praktische Wahrscheinlichkeit für diese Verlustserie ist nicht bei 50%. Sie wird vielmehr durch menschliche Verhaltensmuster verändert, genauso wie durch die Komplexität und den Variablen des Marktgeschehens. Diese sind z.B. mikroökonomische, makroökonomische Faktoren bis hin zu Umweltkatastophen und dem politischen Alltag. Angst, Hoffnung , Gier, Tendenz zu Vereinfachungen von Zusammenhängen und Wankelmütigkeit der handelnden Personen geben diesem Gemengengelage dabei die nötige Schwankungsbreite.

Das bei einem Kapitalverlust von 40% ein Gewinn von 67% erwirtschaftet werden muss sind bekannte Zahlen. In der Praxis sind Verluste mit mehr als 25% des Investitionskapitals nur schwer auszugleichen. Den Betrag den Sie bereit sind, als Verlust des Investitionskapitals zu akzeptieren muss zu Ihrem Tradingstil, Ihren durchschnittlichen Gewinnchancen und vor allem Ihrer Kapitalsituation insg. passen. Es ist damit eine Typ-Frage.

Empfehlungen/Idee:

Setzen Sie pro Trade nicht mehr als Zwei Prozent Ihres Tradingkapitals dem Risiko aus
– Setzen Sie nur 6 % (höchstens 10 %) Ihres Tradingkapitals gleichzeitig dem Risiko ausBeginnen Sie so früh wie möglich eine eigene Strategie aufzubauen und vor allem Aspekte des Money-Managements und der Positionsgrößen zur berücksichtigen. Beachten Beginnen –

Beginnen Sie so früh wie möglich eine eigene Strategie aufzubauen und versuchen Sie alle Ideen des Money-Managements und Positionsgrößenbestimmung in diese einfließen zu lassen. Halten Sie sich dabei strengstens an Ihre eigene Regeln und beachten daher:

  • Ihre eigene Disziplin!
  • Lassen Sie sich durchaus von Emotionen leiten aber nicht verleiten, d.h. lernen Sie die Emotionen sinnvoll einzusetzen und machen Sie aus den Schwächen Stärken. Auf deutsch: Wenn Sie Angst haben vor der weiteren Kursentwicklung und ein ungutes Bauchgefühl haben, verkleinern Sie Ihre Position oder verringern das Risiko z.B. durch engere Stopps.
  • Das disziplinierte Realisieren von Verlusten wird am Ende über Ihren Erfolg entscheiden. Investieren Sie die gleiche Zeit für die Verlustbegrenzung, wie für die Gewinnmaximierung!

Tradingkapital

Vor der Ermittlung des Tradingkapitals, sollten Sie noch kurz Zeit investieren in Ihre eigentlichen Ziele fürs Trading. Worum geht es Ihnen beim Trading? Erst wenn Sie Antwort hierzu kennen, können Sie sinnvoll Ihr Tradingkapital bestimmen.

Ziele könnten sein:

  • Regelmäßiges Einkommen
  • Kapitalerhalt nach Inflation
  • Nervenkitzel und Anerkennung bei Gewinnen (Trading-Gott?)
  • Gewinne erzielen zur Verbesserung der Vermögenssituation

Ja nach Ziel ergeben sich Ableitungen für die zeitliche Abbildung (kurzfristige/langfristige Anlage) als auch für die persönliche Risikoeinstufung, d.h. welche Verluste sind für Sie emotional und finanziell überhaupt tragbar.

Die Ermittlung des Tradingkapitals (stark vereinfacht) würde sich ergeben aus:

Gesamtvermögen liquider Positionen unter Abzug von Verbindlichkeiten
- Rücklagen für Immobilien und andere längerfristige Investitionen z.B. Reisen, Autos
- Notreserven z.B. 15% des Gesamtvermögens bzw. mind. 3 Netto-Monatsgehälter

Die Rechnung ist für einen "Starter" zunächst irritierend. "Warum sollte ich Notreserven und Rücklagen bilden, wenn ich am Kapitalmarkt (sehr wahrscheinlich) eine Rendite von 20% erreichen kann pro Jahr?", wäre hier eine mögliche Was-Wie-Warum-Frage. „Auch der SP500 hat im letzten Jahr (zugegeben mit Schwankungen) 25% erreicht und warum im Gottes Namen soll ich mich mit 4% Sparbrief zufriedengeben„, ist dann die folgende Herleitung.

Hier sollten die Annahmen jedoch realistisch gesehen werden:

Bei einer reinen Abbildung des SP500 über einen Fonds oder Index wären 25% Brutto bei direktem Einstieg am 01.01 und Ausstieg am 31.12 möglich in diesem Beispiel. Damit Sie dies erreichen, müssen Sie aber zunächst gezielt am 01.01. und am 31.12 ein-ausgestiegen sein. Die Transaktionskosten und Kapitalsteuern haben Sie dabei ebenfalls noch nicht berücksichtigt. Hier sind je nach finanziellem Steuersatz >25% in Deutschland auf die Gewinne zu zahlen. Das was aber am schwierigsten in der Praxis ist, ist der Umstand tatsächlich am 01.01 einzusteigen (Einstiegsentscheidung) und am 31.12. (Kaufentscheidung + Durchhalteentscheidungen innerhalb des Jahres) auszusteigen. Wie bereits angedeutet werden Verlustbegrenzungszonen bei einem Einstieg mental gezogen oder durch sogenannte Stopps automatisch fixiert. Wurden diese innerhalb des Jahres unterschritten, haben Sie am Ende des Jahres kein Gewinn, sondern ein Verlust durch die ungünstige Auflösung der Position vielleicht sogar zum Tiefstkurs. Sollten Sie mehrfach auf dem falschen Fuß (Austieg, Einstieg,Ausstieg etc.) erwischt worden sein, so wäre die Bilanz weiter verschlechtert.

Die Kernaussage ist damit, dass Sie für Ihre Gewinne realistische Annahmen treffen sollten für Ihr Depot. Diese hängen natürlich von Ihrer Risikobereitschaft, Talent insb. mentaler Stärke, Glück und Ihrem verfügbaren Kapital ab. Bevor Sie sich jedoch reich rechnen und das verfügbare Kapital vollständig in Aktien/Kapitalmarkt undifferenziert investieren, sollten Sie lediglich von einer Sparbriefverzinsung ausgehen z.B. 5% und einen Verlust von max.10% des Tradingkapitals berücksichtigen. Ihre Gesamtsituation und die Erreichung der Ziele sollten so in beiden Fällen noch möglich sein. Überlegen Sie genau was passiert, sollten Sie die Rücklagen für Ihre Immobilie oder Weltreise verspielt haben? Es ist Ihre Entscheidung!

Ist als Tradingkapital hierbei immer 10.000€ oder gar 100.000€ notwendig? Meine Antwort hierzu ist: NJein. Ein gutes Start-Kapital erleichtert Ihnen das Trading durch deutlich bessere mögliche Streuung (Diversifikation) und erlaubt Ihnen vor allem eine konservativere Anlagestrategie, die längere Durststrecken gut verkraftet. Aus meiner Sicht kann auch mit 1000€ gearbeitet werden, wenn bereits Erfahrungen gesammelt worden sind und das emotionale Spiel bekannt ist (Angst, Gier). Durch die Verwendung von Hebeln und damit natürlich höheren Einzelrisiken kann auch mit kleinen Positionen an Marktentwicklungen antizipiert werden. Problematisch ist, dass Hebel/Optionen, die erlaubte Schwankungsbreiten verkleinern. Hier wird man schlicht schneller ausgestoppt und gelangt schneller in Verlustzonen. Die Abhängigkeit von persönlichen Trefferwahrscheinlichkeiten wird damit natürlich ebenfalls signifkant entsprechend des Hebels erhöht. Der emotionale Druck wächst ebenso und die Wahrscheinlichkeit eines Totalverlusts. Dies muss je nach gewähltem Modell eingerechnet werden. Wenn das persönlich gesteckte Ziel nur ein „Nebeneinkommen“ ist und das Tradingkapital aus den Nettoeinkommen kommen kann, so halte ich persönlich das Modell für tragfähig. Reich wird ein dieses Modell jedoch selten machen und deutliche Verluste können nur verhindert werden, wenn klare Strategien und Prinzipien wie auch Disziplin dahinterstehen.

Empfehlungen/Idee:

  • Setzen Sie pro Trade nicht mehr als 2% Ihres Tradingkapitals dem Risiko aus
  • Die Tradingkapitalbegrenzung sollten Sie progressiv einsetzen, d.h. immer ausgehend vom aktuellen Kapital und nicht vom Startkapital. Dies führt zu sich automatisch anpassenden Positionsgrößen. Sie sollten allerdings auch das eingesetzte Kapital Ihren Gewinnwahrscheinlichkeiten anpassen!
  • Setzen Sie nur 6 % (höchstens 10 %) Ihres Tradingkapitals gleichzeitig dem Risiko aus
  • Verschaffen Sie sich eine gute finanzielle Ausgangssituation und versuchen Sie nicht aus 100€ , 10T€ zu machen über Optionsgeschäfte.